So wird das taktile Bilderbuch benutzt
Mit dem taktilen Bilderbuch können verschiedene Aspekte von Emergent Literacy gefördert werden. Unter Emergent Literacy versteht man hierbei die Anbahnung der Grundlagen des Schriftspracherwerbs. Durch das Tastbilderbuch wird die Begriffsbildung geschult, Symbolverständnis aufgebaut und die Tastwahrnehmung geübt. Gleichzeitig kann dieses Buch die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Lesemotivation fördern.
Um das taktile Bilderbuch zum wahren Tast- und Leseerlebnis zu machen, gibt es verschiedene Herangehensweisen. Eine soll im Folgenden vorgestellt werden. Von zentraler Bedeutung ist, dass das taktile Bilderbuch, welches hohe Anforderungen an ein sehgeschädigtes Kind stellt, besonders zu Beginn gemeinsam mit einer Bezugsperson gelesen wird. So kann der Leseprozess strukturiert und ein gemeinsames Leseerlebnis geschaffen werden, das Lust auf mehr macht.
Auf allen Seiten ist dabei der Umgang mit der Punktschrift zentral: Ein Vorschulkind muss diese sicherlich nicht lesen können, vielmehr soll es in Kontakt mit Punktschrift kommen und erfahren, dass Schrift ein Informationsträger ist und einen wichtigen Bestandteil des Lebens ausmacht. Daher ist es wichtig, dass der Erwachsene das Kind immer auf die Punktschrift hinweist und es auffordert, parallel „mitzulesen". Hierbei können die Kinder dann beispielsweise ganz nebenbei die korrekte Lese- bzw. Schreibrichtung lernen. Zuerst kann der Titel auf der Ordner-Vorderseite gelesen und dann überlegt werden, um was es in dem Buch wohl gehen könnte. Danach folgen die einzelnen Seiten: Der Erwachsene liest den Text laut vor, das Kind liest mit den Fingern mit. Danach liegt der Fokus auf der „Bildseite", auf der das Kind erst einmal alleine schauen bzw. fühlen kann, was dort abgebildet ist.
Danach strukturiert der Erwachsene dieses taktile Erfassen, z. B. indem er das Kind darauf hinweist, zuerst flächig mit den Handflächen (für den ersten Überblick), dann differenzierter mit einzelnen Fingern (um Unterschiede wahrzunehmen) zu tasten.
Danach kann auch schon die Toolbox eingesetzt werden, die die zentralen Tiere des Buches als Kunststoff-Figuren in 3D-Format enthält.
Das Kind kann die einzelne Figur zuerst wieder alleine ertasten bevor die gemeinsame „Erkundung" beginnt: Wie viele Beine hat das Tier? Hat es einen Schwanz? Nach und nach kann dann der Vergleich mit der taktilen Abbildung im Buch erfolgen.
Diese Vorgehensweise stellt eine Möglichkeit dar und kann nicht verallgemeinert werden. Die individuellen Voraussetzungen des Kindes und insbesondere der Lesespaß müssen immer an erster Stelle stehen.
Das Buch basiert auf dem Kinderbuch-Klassiker "Die kleine Maus sucht einen Freund" von Eric Carle, erschienen im Gerstenberg Verlag und erhältlich über den Buchhandel.
ISBN-13: 978-3836946919